Der Charakter dieser Liste als Auswahlliste ist vor allem durch den Umstand bestimmt, dass das Deutsche aufgrund geographischer und geschichtlicher Sachverhalte zu denjenigen Sprachen zählt, die in ihrem Wortschatz über besonders zahlreiche Exonyme verfügen. Es versteht sich, dass von ihnen nur ein kleiner Teil aufgenommen werden konnte. Wenn in dieser Liste ein deutsches Exonym nicht enthalten ist, so ist daraus nicht zu folgern, dass es nicht – oder nicht mehr – in Gebrauch stünde.
Die Hauptaussage der Liste bilden die deutschen Exonyme; die übrigen Angaben dienen lediglich der leichteren Identifikation der betreffenden Objekte. Deshalb kann es vorkommen, daß in manchen Fällen die Umschrift eines nicht lateinschriftigen Endonyms nicht den jeweils letzten gültigen nationalen Normen entspricht. Die von den Vereinten Nationen empfohlenen Umschriftsysteme wurden angewendet. Ferner ist mit der Zuordnung eines Ortsnamens zu einem Staat oder Gebiet keine Stellungnahme zu der staatsrechtlichen Zugehörigkeit des Objekts oder der Situation des Gebiets verbunden.
Die nachstehende Liste wurde aufgrund der Resolutionen II/28 der 2. Konferenz der Vereinten Nationen zur Standardisierung geographischer Namen 1972 und III/18 and III/19 der 3. Konferenez 1977 zusammengestellt1. Der hier verwendete Begriff «Exonym» entspricht der Definition im «Glossary of Toponymic Terminology» (1998) 2:
"Name used in a specific language for a geographical feature situated outside the area where that language has official status, and differing in its form from the name used in the official language or languages of the area where the geographical feature is situated."
Beispiel: Genf, deutsches Exonym für Genève.
Dieser Exonymbegriff schließt somit auch Namenformen ein, die einer
bodenständigen Sprache angehören, an dem betreffenden Ort aber keinen
amtlichen Charakter besitzen. Z.B. sind die vor Ort verwendeten deutschen
Namen Hermannstadt (RO) und Weißenburg (FR) in
diesem Sinn Exonyme, weil die allein amtlichen Namenformen Sibiu
(rumänisch) bzw. Wissembourg (französisch) lauten. Zum Problem
des Gebrauchs von Exonymen wird auf das Arbeitspapier «Conventional Names,
Definitions, Usage» verwiesen3.
In die Liste sind nur gängige Exonyme aufgenommen worden. Ferner sind deutsche Exonyme in der Regel nicht aufgeführt,
– wenn sie sich vom amtlichen Endonym nur geringfügig unterscheiden; z.B. Rhone / Rhône (FR); Konstanza / Constanţa (RO); Oslofjord / Oslofjorden (NO); Ardennen / Ardennes (FR);
– wenn sie auf der Übersetzung appellativischer Namensbestandteile beruhen, gegebenenfalls in Verbindung mit spracheigenen Ableitungen von proprialen Namensbestandteilen, z.B. Nordterritorium / Northern Territory (AU); Trasimenischer See / Lago Trasimeno (IT); Bergamasker Alpen / Alpi Bergamasche (IT);
– wenn sie die deutsche Form amtlicher Staatennamen darstellen, die in der StAGN-Publikation «Liste der Staatennamen» enthalten sind4.
Die erste Ausgabe der Liste «Ausgewählte Exonyme deutscher Sprache» wurde unter der Leitung von E. Spiess bearbeitet und vom StAGN 1994 auf der 17. Sitzung der Expertengruppe der Vereinten Nationen für geographische Namen (UNGEGN) vorgelegt5.
In Zusammenarbeit mit der ARD-Aussprachedatenbank beim Hessischen Rundfunk wurde die erste Ausgabe der Exonymenliste gründlich überarbeitet sowie insbesondere um die phonetische Umschriftung der deutschen Exonyme und der Endonyme erweitert. Letztere sind in einer Form wiedergegeben, die als "Ans Deutsche angepasste Endonym-Aussprache" bezeichnet wird. Hierdurch wird der Schwierigkeit oder dem Unvermögen von Sprechern mit deutscher Muttersprache Rechnung getragen, solche Laute auszusprechen, die für die deutsche Sprache ungewöhnlich sind.
Die überarbeitete 2. Ausgabe enthält etwa 500 Einträge mit folgenden Attributen:
- ISO-Zwei-Buchstaben-Ländercode,
- Ländername (in Deutsch),
- Geographische Koordinaten des Objekts,
- Schreibweise des Exonyms,
- IPA-Umschriftung der Exonymaussprache,
- Schreibweise des Endonyms (in Lateinschrift),
- IPA-Umschriftung der Endonymaussprache, angepasst an die deutsche Aussprache (der endonymischen Aussprache so ähnlich wie möglich angepasst und für deutsche Sprecher so "deutsch" wie nötig),
- Sprache des Endonyms,
- Objektkategorie.
Die Liste wird 2002 in Berlin auf der 8. Konferenz der Vereinten Nationen zur
Standardisierung geographischer Namen vorgestellt werden. Die Internetversion
(http://www.bkg.bund.de/
Kartographie/ Stagn/Exonyme/f_Exonyme.htm)
bietet außerdem die Exonyme und Endonyme in gesprochener Form mittels 'wave
files'.
Folgenden StAGN-Mitgliedern sei für ihre engagierte Mitarbeit sehr herzlich
gedankt:
Otto Back, Wien, Bernd E. Beinstein, Frankfurt am Main, Reinhard Boehnke, Frankfurt am Main, Helmut Desoye, Wien, Uwe Förster, Wiesbaden, Dieter Grothenn, Hannover, Martin Gurtner, Wabern, Erfried Haack, Berlin, Isolde Hausner, Wien, Roland Heinemann, Frankfurt am Main, Cristian Kollmann, Bozen, Herbert Liedtke, Bochum, Hermann-Josef Paß, Euskirchen, Helge Paulig, Dresden, Wolfram Pobanz, Berlin, Heinz Dieter Pohl, Klagenfurt, Karl August Seel, Sinzig-Bad Bodendorf, Jörn Sievers, Frankfurt am Main, Walter Sperling, Trier, Ernst Spiess, Zürich, Sigmund Staszak, Dortmund, Karlheinz Thieme, Gütersloh, Karl-August Wegener, Frankfurt am Main, Hans Zikmund, Berlin, Lothar Zögner, Berlin.
Jörn Sievers
Vorsitzender / Chairman
Ständiger Ausschuss für geographische Namen (StAGN)
(Permanent committee on geographical names)
____________
1
Second United Nations
Conference on the Standardization of Geographical Names, London, 1972, vol.I,
p.15, Resolution No.28.– Third United Nations Conference on the
Standardization of Geographical Names, Athens, 1977, vol.I, p.35-36,
Resolution No.18; p.36, Resolution No.19. Glossary of Toponymic Terminology -
Version 4 (edited by N. Kadmon), Working Paper E/CONF.91/L.13, Seventh UN
Conference on the Standardization of Geographical Names, New York, 1998
2 Glossary of
Toponymic Terminology - Version 4 (edited by N. Kadmon), Working Paper
E/CONF.91/L.13, Seventh UN Conference on the Standardization of Geographical
Names, New York, 1998
3 Second United
Nations Conference on the Standardization of Geographical Names, London, 1972,
vol.II, p.195-196, Working Paper E/CONF.61/L.24.
4 Ständiger Ausschuss für
geographische Namen: Liste der Staatennamen und ihrer Ableitungen im
Deutschen, mit Anhang: Liste der Namen ausgewählter nichtselbständiger
Gebiete. 7. Ausgabe (List
of country names and their derivations in the German language, with annex:
List of names of selected dependent territories.
7th edition), Bundesamt für Kartographie und
Geodäsie, Frankfurt am Main, 2001,
5 17th Session of
the United Nations Group of Experts on Geographical Names, New York 1994,
Working Paper No.81